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Eltern verstehen – bessere Kommunikation

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Du bist aber nicht „die anderen“!

Hast Du auch das Gefühl, Deine Eltern verstehen Dich null und Du kannst mit ihnen einfach nicht mehr reden? Sie meckern den ganzen Tag nur rum und Gespräche enden fast immer im Streit? Dann gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht.

Zuerst die schlechte:

Auf der einen Seite Abnabelung (Du) und auf der anderen Loslassen (Eltern). Das geht nicht ohne Streit und der muss ausgehalten werden. Noch bist Du nicht volljährig und ja, Deine Eltern haben noch das gesetzliche Recht, Regeln aufzustellen.

Jetzt die gute:

Konflikt bedeutet auch Fortschritt in diesem Prozess. Die schwere Zeit geht vorbei und – Du kannst sie mit ein bisschen Taktik sehr viel angenehmer für Dich gestalten! Die häufigsten Streitthemen zwischen Jugendlichen und Eltern sind:

Die häufigsten Streitthemen zwischen Jugendlichen und Eltern sind:

wie viel Zeit ihr am Computer verbringt (57%),
wie lange ihr abends wegbleiben dürft (56%),
wofür ihr Euer Geld ausgebt ( 55%) und
Eure Einstellung zu Schule und Noten (49%)(1*)

Aber sicher fallen Dir noch tausend weitere Dinge ein.

Was also tun, um etwas mehr Verständnis zu kriegen?

Der Ton macht  die Musik

Man kann über etwas streiten oder über etwas verhandeln. Dabei ist ein Gespräch immer ein Pingpong-Spiel, im Guten wie im Schlechten. Du sagst was Nettes und kriegst was Nettes zurück und gibst wieder was Nettes und kriegst wieder was zurück usw.

Im Gegenzug kann sogar ein ganz unbewusster Vorwurf als Angriff verstanden werden und sofort wird mit einer etwas größeren Keule zurückgeschlagen. Nun wird der erste wiederum die noch größere Keule auspacken, kurzum, die Sache gerät aus den Fugen (2*). Kommt Dir bekannt vor?

Was die Sache noch fieser macht ist, dass das was der eine sagt, noch lange nicht das sein muss, was der andere hört. Diese verzerrte Wahrnehmung hat mit unserer Stimmung, unserer Persönlichkeit, der Situation und vielem mehr zu tun (3*). Das ist normal und zeigt sich in der immer wieder gern genommenen Ansage „Das habe ich sooooo nicht gesagt!“. Du solltest es also bedenken und  lieber noch mal nachhaken, bevor Du zum Gegenschlag ausholst. Wenn Du aber etwas haben willst, wäre es schlauer, Du durchbrichst den negativen Kreislauf und zeigst Verständnis, denn – unglaublich aber wahr …

Eltern sind nicht grundsätzlich bösartig

Sie sind tatsächlich Menschen aus Fleisch und Blut und geben ihr Bestes. Eltern haben keinen Spaß daran, Dich mit Regeln zu quälen.  Sie lieben Dich. Wenn Du ihnen völlig egal wärst, wäre es ihnen auch egal, wann Du nach Hause kommst oder wie es in der Schule läuft.

All dieser Stress ist letztlich das Resultat ihres Beschützerinstinktes. Selbst hinter „Räum Dein Zimmer auf!“, steckt auch der Wunsch, Dich auf ein selbständiges Leben vorzubereiten.

Und natürlich hat auch jeder von ihnen noch eigene Sorgen, die Du nicht kennst. Vielleicht hat sich Dein Vater heute mit einem Arbeitskollegen angelegt oder Deine Mutter befürchtet, dass das Geld für irgendwas nicht reicht. Dann kann es vorkommen, dass sie etwas strenger als sonst sind, ohne dass sie das merken oder wollen. Wie kannst Du also mittelmäßig bis stark gestressten Eltern Deine Wünsche vorbringen?

Schaue aus ihren Augen

Das Zauberwort heißt Empathie, also Mitgefühl (4*). Das geht aber nur, wenn Du auch weißt wie’s ihnen geht, also frag ruhig ab und zu und erzähle auch mal ungefragt wie es Dir geht. Das ist die Basis für Vertrauen und eine gute Ausgangslage für kleine Sonderwünsche. Willst Du zum Beispiel bis 1 Uhr weggehen, statt wie sonst bis 24 Uhr, dann gilt: Wer mehr Freiheit will, muss  lieb sein!

Das heißt für’s Gespräch:

Do’s:

1. sachlich, freundlich und unbedingt ruhig bleiben

2. genau erklären, warum sie keine Angst haben müssen,

3. evtl. eine Gegenleistung anbieten und

4. auch mal loben, dass sie doch eigentlich ganz entspannte und großzügige Eltern sind.

Don‘ts:

1. NICHT fordern, ungeduldig oder laut werden

2. Keinen Hinweis auf andere, die mehr dürfen ,

3. NIE alte Streitthemen aufwärmen,

4. Keine Vorwürfe machen

5. Körper im Griff haben: Nicht Augenrollen, abweisende Körpersprache, Türenknallen etc.

Wenn’s doch passiert, sofort entschuldigen. Entschuldigen ist keine Schwäche, sondern Stärke, sonst wär’s ja nicht so schwer, oder?

Davon abgesehen, geht Erziehung in beide Richtungen – auch Eltern lernen von ihren Kindern. Wer schlau ist, kommt 10 Minuten vor der vereinbarten Zeit nach Hause, das schafft einen Vertrauensvorsprung für’s nächste mal. Wenn Du es aber verpeilst und die vereinbarte Zeit nicht einhältst ist, wirst Du erleben wie viel schwerer es ist, einmal gebrochenes Vertrauen wieder herzustellen…

Die pubertäre Baustelle

Verständnis für Eltern ist schwer, wenn Kopf und Körper explodieren und hormonelle Überflutung für Chaos im Hirn und Gefühls-Achterbahn sorgt (5*). Abhängen mit Freunden und Party machen scheint das aller Allerwichtigste, das eigentliche Leben. Aber sei ehrlich, auch Du hast schon auf langweiligen Parties rumgestanden und die Wahrscheinlichkeit, dass Du etwas verpasst, das Dein Leben verändern würde, ist doch eher gering. Wenn Deine Eltern Dich also mal partout nicht gehen lassen wollen, geht erstens die Welt nicht unter und zweitens kommt die nächste Party sowieso.

Es wäre eher verdächtig, wenn es während der Pubertät bei Euch ganz ruhig bleibt!

Deshalb sei klug und rechne, was sind die Kosten wie z.B. Zimmer aufräumen, im Haushalt helfen, Zusammenreißen im Gespräch usw. gegen den Gewinn wie:

… und die Aussicht auf gelegentliche Lockerungen was die Regeln betrifft?

Wenn das noch nicht so richtig klappt mit dem ruhigen Gespräch, dann können wir von JugendNotmail Dich gern unterstützen und Dir vielleicht Tipps für Deine ganz persönliche Situation geben.

Also nicht verzweifeln, denn am Ende wollen ja alle das Gleiche:

Ein (einigermaßen) harmonisches Familienleben!

Quellen:

1* STATISTA (2015). Mondelez Deutschland. IfD Allensbach. Zugriff am 31.10.21 unter: https://www.eltern-zeit.de/statistiken-umfragen/5-statistiken-zum-familienleben/

2* Spiegel, C. (1995). Streit: eine linguistische Untersuchung verbaler Interaktionen in alltäglichen Zusammenhängen (Vol. 75). Gunter Narr Verlag.

3* Duckek, K. (2010). Verhandlungs-und Kommunikationsforschung. In Ökonomische Relevanz von Kommunikationsqualität in elektronischen Verhandlungen (pp. 11-57). Gabler.

4* Heuves, W. (2014). Pubertät: Entwicklungen und Probleme. Hilfen für Erwachsene. Brandes & Apsel Verlag.

5* Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs. Psyche und Pubertät. Zugriff am 1.11.21 unter: https://www.gesundheit.gv.at › pubertaet › pubertaet-psyche

Bilder: https://elements.envato.com/de/mother-and-teenage-daughter-having-an-arguument-QMRZDEB

https://elements.envato.com/de/clean-your-room-2JMASY2